Ich nehme häufig die Aussage „Hauptsache gesund!“ in meinem Umfeld wahr, während mein Verdauungstrakt mal wieder streikt. Stimmt dieses Statement? Auch heute zu Covid-19 Zeiten werden wir in unserer Gesellschaft damit konfrontiert: „Bleiben Sie gesund!“ Doch Gesundheit ist etwas, das wir nicht machen können, die wir nicht im Griff haben. Dieser Kontrollverlust fühlt sich nicht gut an. Für mich ist Gesundheit eine Gabe Gottes. Meinen wir (und ich schließe mich mit ein) nicht oft, wir hätten Gesundheit verdient? Und bei Abhandenkommen klagen wir Gott an?
Wie denkst du darüber?
Ich möchte einen Perspektivwechsel vornehmen und den Geber der Gesundheit mehr lieben als sein Geschenk. Dabei zeigt drei Wochen nach der ersten Chemo dieses Zellgift schon Wirkung, so dass mir im Büschel die Haare ausfallen, wenn ich mich kämme. Ich rufe den Friseur an, um mir noch in derselben Woche die Haare abrasieren zu lassen und die schon ausgewählte Perücke zu kaufen.
Jesus, hilf mir, mich selbst mit diesem kahlen Kopf zu lieben und hilf auch meinem Mann!
Dann empfinde ich, dass Jesus mir ins Ohr flüstert:
„Meine Kleine, ich habe dich lieb. Ich küsse deinen kahlen Kopf und streichle ihn liebevoll. Ich werde deine Schönheit wiederherstellen – schöner als zuvor! Und ich mache keine halben Sachen.“
Der folgende Vers aus der Bibel fällt mir ein und ich verinnerliche ihn, indem ich ihn in mein „Mutmachbuch“ schreibe.

Jesaja 61, 3 – Schrift und Buntstiftzeichnung © hsr
Am ersten Morgen nach der Rasur stehe ich ganz früh auf und fotografiere ich mich. Meine Seele muss mit der Art meines neuen Aussehens erst hinterherkommen und dies verdauen. Als Glatzkopf herumlaufen, das möchte ich meinem Mann und der Familie, die uns ab und zu besucht, nicht zumuten. Ich probiere die Perücke aus. Sie ist gut, doch an den vielen Sommertagen ist sie mir zu warm. Ich versuche es mit einem Schlauchtuch oder einem Mützchen. Das ist schon angenehmer. Doch dadurch bekommen die Nachbarn und der Postbote mit, was mit mir los ist. Will ich das? Das ist für viele ein Schock, da sie an die Tragödie der ersten Frau meines Mannes mit demselben Krankheitsbild vor nur 5 Jahren erinnert werden. Auch da lerne ich mit dem Schock der anderen Leute umzugehen. Zuhause möchte ich mich zeigen, wie ich bin und auch mal ohne Perücke, doch mit Mützchen als Kopfbedeckung, in den Garten oder an die Haustüre gehen.

Berührend.
LikeGefällt 1 Person
Unbewusst gehe ich oft davon aus, dass sich um mich herum nur gesunde Menschen befinden. Wenn dies nicht der Fall ist, schmerzt dieser Satz wie ein Pfeil und trifft ins Herz.
Vielleicht gehen wir auch von Gesundheit als Normalzustand aus, weil diese Welt von Gott ohne Krankheit und Tod geschaffen worden sind (laut erstem Mosebuch Kapitel 2-3) und diese beiden erst durch den Feind, Mr. Dunkel, in dieses Universum hineingebrochen sind.
LikeLike