Lehrkräfte sind Führungskräfte

Eine Interpretation der Weisheiten Salomos (aus den Sprüchen Kapitel 29) für Lehrkräfte

Wenn Führungskräfte wie Lehrerinnen und Lehrer Ehrfurcht vor dem lebensspendenden Gott haben, dann freuen sich Lernende und Eltern. (V. 2)

Wer Weisheit und fürs Leben Lernen liebt, macht seinem irdischen sowie seinem himmlischen Vater Freude. (V. 3)

Ein gerechter Lehrer oder eine gerechte Lehrerin schenkt seiner Klasse Recht und Ordnung, aber eine Person, die Dinge von seinen Schülern erpresst, zerstört alles. (V.4)

Wenn Schülerinnen und Schüler den Lehrekräften schmeicheln, dann ist das eine Falle. (V. 5)

Lehrkräfte und Lernende, die Gott kennen und verehren, achten die Rechte der weniger Begabten, doch andere, die ohne Gottesbezug leben, nehmen auf nichts Rücksicht. (V. 7)

Spöttische und rebellische Schülerinnen und Schüler können die ganze Klasse aufwiegeln, aber weise Lehrende besänftigen den Zorn dieser Schüler und Schülerinnen. (V. 8)

Es ist schlichtweg dumm, seinem Zorn freien Lauf zu lassen; kluge Lehrende oder Lernende halten ihn auf gesunde Art zurück. (V. 11)

Eine Lehrkraft, die einen Schüler oder eine Schülerin mit Lerndefiziten oder emotionalen Defiziten gerecht behandelt, wird lange noch im Job sein können. (V. 14)

Einem Kind, liebevoll zurechtzuweisen und die Konsequenzen seines Handelns spüren zu lassen, bewirkt Weisheit und Lernerfolg. (V. 15)

Solange Lernende oder Lehrende das Sagen haben, die Gott ignorieren oder verachten, nimmt das Unrecht zu. (V. 16)

Aquarell – © hsr

Weise Schülerinnen und Schüler liebevoll zurecht und sie werden den Lehrkräften Freude und Zufriedenheit bereiten. (V. 17)

Wenn Schülerinnen und Schüler sowie Lehrkräfte das weisende (prophetische) Wort von Gott nicht annehmen, verlieren sie jeden Halt, doch es wird ihnen gut tun und glücklich machen, wenn sie sich an Gottes Geboten orientieren. (V. 18)

Durch Worte allein lässt sich ein Schüler oder Schülerin nicht belehren – sie brauchen Konsequenzen. Denn es kann sein, dass er oder sie die Worte zwar versteht, aber nicht befolgt. (V. 19)

Lernende, die von Kindheit verwöhnt werden , werden später leichter Rebellen. (V. 21)

Der Klasse gefallen wollen und um die eigene Akzeptanz zu fürchten, ist eine gefährliche Falle; wer aber auf den Herrn vertraut, lebt unter Seinem Schutz. (V.25 )

Über den Horizont hinaus

Gott sagt: „Meine Gedanken sind nicht eure Gedanken, und meine Wege sind nicht eure Wege. Denn wie der Himmel die Erde überragt, so sind auch meine Wege viel höher als eure Wege und meine Gedanken als eure Gedanken. Denkt an den Regen und den Schnee! Sie fallen vom Himmel und bleiben nicht ohne Wirkung: sie tränken die Erde und machen sie fruchtbar; alles sprießt und wächst. So bekommt der Bauer wieder Samen für die nächste Aussaat, und er hat genügend Brot. Genauso ist mein Wort: Es bleibt nicht ohne Wirkung, sondern erreicht, was ich will, und es führt das aus, was ich ihm aufgetragen habe“ (Jesaja Kapitel 55, Verse 8 – 11).

Fotos von einer Reise nach Israel © hsr

Liebe(r) kleine(r) Gedankenleser(in),

wie du merkst, übersteigen meine Gedanken und Erfahrungen – auch über Kinder und Jugendliche – weit deinen Horizont und deinen Erfahrungsschatz. Deshalb wünsche ich mir so sehr, dass du mehr und mehr in meine Gedanken und Worte und Urteile (über dich und deine Schüler/Kollegen) eintauchst und meinen Herzschlag für diese Welt (und dich!) verstehst und spürst. Das wird dich im Inneren sättigen und stärken, dass du nicht so leicht ausbrennst.

Außerdem möchte ich, dass du meine Worte hörst und bewegst, weil darunter Worte sind, die du deinen Schülern sagen sollst. Du bist mein Prophet – mein Sprachrohr – für sie! Deshalb frage mich immer wieder, was du deinen Schülern an Weisheit und Werten, eingebettet in deinen Unterrichtsstoff und deine Unterrichtsgestaltung, weitergeben kannst. Ich kann dir auch Unterrichtsideen und relevante Unterrichtsthemen aufschließen oder Ideen für Klassenandachten, Schülergottesdienste etc. eröffnen, auf die du selbst nicht gekommen wärst.

Herr, ich öffne meinen Verstand und mein ganzes Wesen für Dein Reden. Ich will täglich mich mit Deinem Wort stärken. Aber Du darfst auch im Unterricht zu mir sprechen und mir Worte und Eindrücke über bzw. für meine Schüler geben. Hilf mir, diese angemessen weiterzugeben. Ich bin bereit, Dein Sprachrohr in dieser Klasse zu sein.

Kann ich meinem Verstand trauen?

„Vertraue auf den Herrn von ganzem Herzen und verlass dich nicht auf deinen Verstand; erkenne ihn auf allen deinen Wegen, so wird er deine Pfade ebnen… Halte dich nicht selbst für weise.“ (Sprüche Kapitel 3, Verse 5 – 7)

Als ich kürzlich mit Kollegen im An-dacht-sraum der (evangelischen) Schule gebetet habe, wurde uns deutlich, dass in diesem Raum viel über Gott nachgedacht wurde, er aber kaum angebetet wurde. Das hat mich stutzig gemacht. Und ich habe überlegt, in unseren Andachten und Gesprächen mit Schülern ist das oft auch so. Wir reden über Gott – aber nicht mit ihm.

„Intimität“ Aquarell – © hsr

Mir scheint, dass ich als Pädagoge dem rationalen Denken einen großen Stellenwert einräume. Und ja, das Denken und die Vernunft sind eine herrliche Gabe Gottes, für die ich dankbar bin und die ich wertschätze.

Aber wo habe ich in unserem „Bildungsgeschäft“ auch den humanistischen Zeitgeist wie ein uns ansteckender Virus eingefangen, dass ich glaube, Bildung sei allein „jene kritische Rationalität des Menschen, die ihm Einblick in die gesellschaftlichen Bedingungen seiner Existenz ermöglicht und die ihn veranlasst, im Namen der Vernunft und Gerechtigkeit an der Verbesserung des individuellen und sozialen Lebens in Richtung zunehmende Menschlichkeit mitzuwirken“ (Erich Weber: Pädagogik – eine Einführung, Auer- Verlag, 7.Aufl. Donauwörth, 1972, S.64)?

Ist die Vernunft – meine eigene und die der Lernenden – zu einem modernen Götzen geworden, auf die wir vor allem zähle und nach der wir uns richten?

Jesus, vergib mir, wo ich mich als Lehrende selbst für weise gehalten habe und eher meiner Vernunft und logischen Überlegungen gefolgt bin als Dir. Herr, ich löse mich von diesem Denken und bete Dich allein an.