Hindernisse überwinden

Manchmal erscheint mir mein Leben so schwer – mit meterhohen Hindernissen:

Wie kann ich in dieser Gesellschaft leben, in der ich (mit ca. 70 % der Bevölkerung) zunehmend das Gefühl habe, nicht mehr frei meine Meinung sagen zu dürfen?

Wie kann ich bei all den Angst schürenden Nachrichten noch optimistisch bleiben (eine Frage, die dem österreichischen Psychiater Raphael Bonelli gestellt wurde?

Wie kann ich mit meinen persönlichen Altlasten wieder einem Mann vertrauen und ihn an mich heranlassen?

Wie kann ich bei allem Social Distancing und erlebter Ablehnung nahe und verbindliche Beziehungen eingehen und leben?

Für mich erscheinen diese Hindernisse manchmal unüberwindlich wie die 3000 m hohen Berge in den Alpen, in deren Nähe ich im Sommerurlaub gewandert bin.

Bei allen Bemühungen, allem Abstrampeln und inneren Aufrufen „Reiß dich am Riemen!“, sie allein und eigen-ständig zu erklimmen, erlebe ich so manches klägliche Versagen und Abrutschen.

Doch, Du, Gott, bietest mir Deine Hilfe an:

„Überwinden“ – Acryl mit Mischtechnik © hsr

Ich darf bei Dir wie bei einem großen Vogel aufsitzen.

Du willst und kannst mit mir zusammen diese Hürden überwinden und der Sonne entgegenfliegen.

Oder wie es König David ausgedrückt und erlebt hat:

Mit meinem Gott kann ich über Mauern springen (Psalm 18, Vers 30).

Haariges – Teil 1

Meine Haare verlieren – oh nein!

Tränen kullern aus meinen Augen. Dabei habe ich so schöne, dunkelblonde Haare. Schon als Kind wuchsen sie und waren dick und füllig. Ich war stolz darauf. Haare sind ja schließlich die Ehre der Frau.

So glatzköpfig herumlaufen – ist das nicht eine Art „entehrt werden“? Ich will das nicht!

Bei einem Gottesdienst in der Kirchengemeinde vom Nachbarort sehe ich von weitem eine Frau mit Mützchen und schönen Ohrringen. Wahrscheinlich hat sie eine ähnliche Diagnose und auch Chemotherapie bekommen. Ich kenne diese Frau nicht. Ich staune, dass sie so viel Mut hat, sich so zu zeigen, dass jeder sehen kann, was sie hat bzw. was sie nicht hat.

Und dann fängt Jesus, plötzlich an, über meine Haare zu reden:

„Ich nehme dir deine äußere Schönheit für eine Zeitspanne weg, um deine innere Schönheit noch weiter aufzubauen. Bist du dazu bereit?“

Ich schlucke und lasse meinen Tränen freien Lauf. Dieser angekündigte Verlust meiner Haare schmerzt mich tief.

Eine langjährige Freundin kommt am Wochenende zu Besuch. Ich frage sie, ob sie bereit sei, mit mir zu einem speziellen Friseur für Perücken zu gehen und mir beizustehen und mich zu beraten. Bei diesem Friseur probiere ich viele Perücken aus, doch bei den meisten merke ich, dass so eine gestylte Frisur zu mir und meiner unkomplizierten Art nicht passt.

„Im Haarstudio mit meiner Perücke“ © hsr

Na gut, ich habe mich mit dem Thema auseinander gesetzt. Aber ich habe die Haare ja noch!

In mein Tagebuch umschreibe ich einen Bibelvers, der mir wichtig wird:

Gott hat mir nicht einen Geist der Angst – vor Krankheit, Krankenhaus, Chemotherapie, Haarausfall oder Unpässlichkeit – gegeben, sondern einen Geist der Liebe, der Kraft und der Selbstbeherrschung. (2. Timotheus 1,7).