Die zweite Art der Chemo

Bei den Injektionen von Carbo-Platin überfällt mich nach kurzer Zeit bleierne Müdigkeit, so dass ich nur noch vor mich hindösen kann. Anfangs versuche ich Lobpreismusik zu hören und in einer göttlichen Sprache, die Gott mir gemäß 1. Korintherbrief Kapitel 14 Vers 4 zur inneren Stärkung geschenkt hat, zu beten. Doch danach will ich nur noch schlummern. Wieder sind Erbrechen, Übelkeit und Müdigkeit die Begleiterscheinungen. Noch zwölf Male diese Prozedur– das klingt unendlich lang! Ich spüre, wie diese wöchentlichen Chemos meinen Glauben auf Echtheit prüft.

In einem Gottesdienst singen wir das Lied „Allein durch Gnade steh ich hier“ von Urban Life. Ich kannte es vorher nicht. Eine Zeile berührt mich tief: „Durchbohrte Hände halten mich“

Ja, Jesus, du hältst mich und du hältst mich aus.

Diese Zeile aus dem Lied spricht mich so tief an, dass ich sie während einem offenen Atelier, das von der Klinik für Krebspatienten Freitag nachmittags angeboten wird, in einer Collage verarbeite:

Collage „Durchbohrte Hände halten mich“ © hsr

3 Gedanken zu „Die zweite Art der Chemo“

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